Auf dem Weg zur Wirtschaft ohne Verluste
Unsere Ressourcen sind knapp und der Klimawandel drängt zum Handeln. Das Modell der linearen Wirtschaft bietet keine Antwort mehr auf diese Herausforderungen. Der Trend geht deshalb zu einem möglichst langen Erhalt von Produkten, Materialien und Ressourcen und die Reduzierung oder Vermeidung von Müll durch Wiederverwertung und -verwendung. Auch die Deutsch-Belgisch-Luxemburgische Handelskammer „AHK debelux“ griff das Thema im Juni für eine Podiumsdiskussion im Havenhuis Antwerpen auf.
Konzept der Kreislaufwirtschaft vielversprechend
Ziel ist, die Kreisläufe zu schließen – „closing the loops“ – und das in allen Bereichen. Der Übergang zu dieser Wirtschaftsform ist nicht nur eine enorme Herausforderung, sondern Kreislaufwirtschaft birgt auch jede Menge Chancen. So stehe in Deutschland die Kreislaufwirtschaft bereits für einen Jahresumsatz von rund 76 Milliarden Euro und knapp 300.000 Arbeitsplätzen.
In Belgien bemühten sich schon 75% der KMU (kleine und mittlere Unternehmen) um Abfallreduzierung und bei Verpackungen liege die Recycling-Quote inzwischen bei 82%. In Luxemburg seien es 57% der KMU und betrage die Recycling-Quote bei Verpackungen 62%. Abfallmanagement und Recycling sind Teil der Kreislaufwirtschaft. Das Konzept der zirkulären Ökonomie geht aber noch sehr viel weiter. Es schließt sämtliche Maßnahmen ein, die die Ressourceneffizienz steigern. Damit eine Kreislaufwirtschaft gut funktionieren und sich entwickeln kann, ist zudem der Einsatz von Institutionen, Regierungen und Städten gefragt. Sie müssen geeignete Rahmenbedingungen schaffen.
„Gemeinsam haben wir eine Chance“
So hat die Europäische Kommission 2015 einen Aktionsplan angenommen, der u.a. dazu beitragen soll, den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Kommission legte 54 Maßnahmen hinsichtlich Produktion, Verbrauch, Abfallmanagement und Umwandlung von Abfall in Sekundärrohstoffe fest. Und sie hat sich dabei auf fünf vorrangige Sektoren konzentriert: Lebensmittelabfälle, kritische Rohstoffe, Bau und Abbruch, Biomasse und biobasierte Materialien sowie Kunststoffe.
Finanzielle Unterstützung
Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft ist überaus erfolgreich. In einem Bericht vom März dieses Jahres über seine Umsetzung stellt die Kommission fest, dass alle 54 Aktionen des Plans, wie etwa die EU-Strategie für Kunststoffe oder neue Zielvorgaben für das Recyceln und Deponieren von Abfällen, mittlerweile umgesetzt oder bereits angelaufen seien. Finanziell wird der Übergang durch mehrere europäische Fonds und Programme wie den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds und Horizont 2020 unterstützt. Es ist wirklich eine Botschaft aus Europa, die Unternehmen ermutigt, sich weiterhin für diesen Weg einzusetzen. Daneben fördert der Plan auch die enge Zusammenarbeit der EU Mitgliedsländer, Regionen, Städte, Unternehmen, Bürger, Forschungseinrichtungen und anderer Akteure der Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam haben wir eine Chance, die Wirtschaft der Europäischen Union von einer linearen Wirtschaft in die Kreislaufwirtschaft zu führen.
Hebel für neue Geschäftsmodelle
Als größte Herausforderung sehen die meisten technisches Wissen und Kompetenzen, aber auch die Frage an, wie wir den Übergang zur Kreislaufwirtschaft ins Unternehmen integrieren können. Hierfür seien neue Ideen und Innovationen nötig. Man müsse alle Akteure ins Boot holen.
Es wird an einer breiten Partnerschaft von Unternehmen gearbeitet, die auch ein Engagement fürs Handeln beinhaltet. Industrieunternehmen und KMU sind dabei unverzichtbar.
Es gibt Plattformen, auf denen wir voneinander lernen und sehen, was wir für die Kreislaufwirtschaft benötigen. Sie kann zu einem wichtigen Hebel für eine neue Gesellschaft, neue Arbeitsplätze und Fähigkeiten werden.
Quelle: IHK Info
Autorin: Uta Neumann, Journalistin