- April 18, 2023
- Veröffentlicht durch: mittelstandsvereinigung
- Kategorie: News
Die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf die Arbeitswelt sind allerorts spürbar. Wie kann ein hiesiger mittelständiger Betrieb damit umgehen?
Die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf den Arbeitsmarkt sind selbstverständlich auch hierzulande eine Realität. Wer neue Mitarbeitende finden und halten will, dem ist klar dass Begriffe wie „Arbeiten 4.0“, „New Work“, „Agiles Arbeiten“, … mehr als Modeworte sind. Was sich hinter diesen Schlagworten versteckt, ist leicht im Internet nachzulesen.
Wenn es sich aber darum handelt, diese Konzepte auf die Wirklichkeit des eigenen Geschäftes oder Betriebes herunterzubrechen, dann braucht es professionelle Begleitung.
Wie kann denn ein hiesiges Unternehmen auf diese nicht mehr ganz so neuen Herausforderungen reagieren?
Nun, wie bei allen Veränderungen, geht es darum aus dem ‚Reagieren‘ ins ‚Gestalten‘ zu kommen. Im Unterschied zu früher, als der Inhaber oder Chef noch alles selbst ausklügelte und entschied, geht es heute um einen Beteiligungsprozess, bei dem wir uns von der Spitze über die Breite in die Tiefe vorarbeiten. Wenn das gelingt, hat sich die gesamte Belegschaft in ihrem Selbstverständnis geklärt und gestärkt. Diese neugewonnene gemeinsame Haltung dringt dann wie selbstverständlich nach außen und übt eine Anziehungskraft aus.
Was ist gemeint mit „wenn das gelingt“?
Ein Prozess wie vorher kurz skizziert ist im Grunde ergebnisoffen. Die einzige Garantie die ich geben kann, ist die, dass ich in der Lage und willens bin, den Prozess auch in schwierigen Phasen zu begleiten. Allerdings benötigt es dieselbe Zusage von Seiten des Auftraggebers. Veränderungen sind für die meisten Menschen unangenehm und gehen immer auch mit Widerständen einher. Da gilt es, die Flinte nicht sofort ins Korn zu werfen, sondern gemeinsam durch manches Nadelöhr zu gehen. Mittendrin abbrechen darf keine Option sein!
Zwei Grundvoraussetzungen die zwar keine Garantie darstellen, jedoch zum Gelingen des Prozesses unabdingbar sind:
- Die „Spitze“ (Inhaber und Geschäftsführung) muss voll und ganz hinter dem Vorhaben stehen, auch wenn es mal Rückschläge im Prozess gibt. Konkret geht es darum den Raum zu öffnen und zu halten, indem alle Beteiligten und somit das Unternehmen sich weiterentwickeln können.
- Der Prozess sollte in der „Breite“ progressiv alle internen (und externen) Beteiligten bzw. Betroffenen einbeziehen. Vertreter unterschiedlichen Alters und Betriebszugehörigkeit aus verschiedenen Abteilungen werden somit angeleitet in der „Tiefe“ alt Bewährtes auf den Prüfstein zu legen und sich zu trauen, neue Wege zu beschreiten.
Welche Ziele verfolgt ein solcher Prozess? Wie sieht er konkret aus? Welcher Zeitraum? Wieviel Termine?
Der Prozess geht häufig über 6-9 Monate. Wir haben mit der Vorgehensweise in Form von fünf im 4-6 Wochenrhythmus stattfindenden Team-Workshops gute Erfahrungen gemacht, dazu flankierende Einzelcoachings oder Klärungen zwischen zwei oder mehr Mitarbeitenden. Dabei bieten wir unterschiedliche Zugänge an, die auf den drei Lebensbereichen Fühlen-Denken-Handeln basieren sowie die vertikale und horizontale Ebene berücksichtigen.
Der Prozess soll den Teilnehmenden ermöglichen konkrete Vorschläge für ein zukunftsgerichtetes Zusammenarbeiten zu erarbeiten und zugleich ihren Werkzeugkasten in Bezug auf Kommunikation und Führung zu erweitern – die Führung ihrer selbst und ihres Verantwortungsbereichs.
Was genau ist mit ‚vertikaler und horizontaler Ebene‘ gemeint?
Die Teilnehmenden sind anhand der vom Coach eingebrachten Impulse eingeladen, sich selbst, ihre Rolle im Team sowie ihr Engagement für das Unternehmen als Ganzes zu reflektieren. Das verstehe ich unter ‚vertikaler Ebene‘. Am Ende des Tages ist es uns selbstverständlich wichtig, dass jeder Kunde sprich jedes Team zu konkreten Antworten kommt, die für seine Realität stimmig sind. Das bedient die ‚horizontale Ebene‘.
Wo liegen die Knackpunkte in einem solchen Prozess?
Zu Beginn des Prozesses hilft eine Kombination aus Faktencheck und eigener Reflektion die Teilnehmenden für die Thematik zu sensibilisieren und lädt sie ein ihren Horizont zu erweitern.
Sind die Hintergründe des Wandels geklärt, landen wir im Kick-Off Workshop oft beim Thema „Werte“ und „Bedürfnisse“. Die unzureichende Passung mit den im Betrieb existierenden Voraussetzungen, verstärkt durch teils generationsbedingte unterschiedliche Mentalitäten, stellt nach meiner Erfahrung den Kern der Problematik für den heutigen Unternehmer und Arbeitgeber dar.
Ist Arbeiten 4.0 das Allheilmittel gegen den auch hierzulande grassierenden Fachkräftemangel?
Das wäre zu schön um wahr zu sein. Allerdings berichten Unternehmen, die sich trauen einen solchen Prozess anzugehen, davon, dass sie verstärkt Bewerber anziehen, die zu ihnen passen. Auf der anderen Seite der Medaille steht allerdings auch der Verlust von Mitarbeitenden, die sich nicht (mehr) mit dem Unternehmen identifizieren können. Und auch das kann für beide Seiten eine Erlösung sein und den Platz für Neues, so auch für neue Mitarbeitende, freimachen.
Quelle: Francis Offermann