Photovoltaik – Rentabilität?

Die Zeiten, in denen Fotovoltaik-Anlagen großzügig bezuschusst wurden, sind vorbei. Ist es trotzdem interessant, die Stromversorgung eines Unternehmens mit einer neuen Fotovoltaik-Anlage für die Zukunft aufzustellen?

Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es, zwei Situationen zu unterscheiden.

Stromzähler, die rückwärts drehen

Bei Fotovoltaik-Anlagen mit einer Leistung unter 10 kW spricht man von Prosumenten. Diese Anlagen sind angedacht, um Strom für den Eigenbedarf zu erzeugen. Übersteigt die Produktion den eigenen Verbrauch, dann wird der Überschuss ins Netz eingespeist und später bei Bedarf wieder aus dem Netz entnommen. Hier wurde und wird das Stromnetz als kostenloser „Zwischenspeicher“ genutzt. Das macht die aktuellen Anlagen für den Betreiber wirtschaftlich interessant, da die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes der Allgemeinheit aufgebürdet werden.

Netz nicht mehr gratis

Ab dem 1. Januar 2020 werden die Prosumenten an den Netzkosten beteiligt. Zwei Systeme sind vorgesehen. Beim Kapazitätstarif wird ein jährlicher Pauschalbetrag erhoben, der sich nach der maximalen Einspeisekapazität (ausgedrückt in kWe) richtet.

Für eine 10-kW-Anlage ist mit zusätzlichen Kosten von rund 1.000 Euro pro Jahr zu rechnen.

Proportionaltarif

Das zweite System ist vor allem für Anlagen interessant, deren Produktion zu mehr als 38% direkt intern verbraucht wird. Beim Proportionaltarif wird der Netznutzungstarif nur auf die kWh erhoben, die effektiv aus dem Netzt entnommen wurden. Um diese Menge zu ermitteln, muss ein Zweirichtungszähler installiert sein. Langfristig sollen alle Stromzähler durch solche „intelligenten Zähler“ ersetzt werden. Wer den Proportionaltarif anwenden möchte, kann bei seinem Netzbetreiber die Installation eines Zweirichtungszählers beantragen (150 Euro). Um die Kosten dieses Systems zu simulieren, kann man von 0,1 Euro/kWh Verteilungstarif und 0,05 Euro/kWh Transporttarif ausgehen.

Eigenverbrauch entscheidend

Je mehr Strom aus der Fotovoltaik direkt im Betrieb verbraucht wird und nicht ins Netz eingespeist werden, desto höher ist der Eigenverbrauchsanteil und desto besser wird die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Erster Schritt vor der Investition ist deshalb eine Analyse des Eigenverbrauches. Der Wert sollte über mehrere Wochen gemessen werden. Wenn der Eigenverbrauchsanteil bekannt ist, wird beim Netzbetreiber eine Orientierungsstudie angefragt. Diese Studie ergibt auch die Kosten für den Anschluss und den Zähler.

Mit den Ergebnissen der Eigenverbrauchsanalyse und der Orientierungsstudie kann die Anlage weiter geplant werden: Dimensionierung, Überprüfung der Statik, Finanzplan, Reservierung der grünen Zertifikate bei der Wallonischen Region, Installation der Anlage, technische Abnahme, Anschluss durch den Netzbetreiber, usw. Diese Auflistung zeigt, dass hier Maßarbeit erforderlich ist und man auf Fachleute angewiesen ist.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen müssen auch hier auf jede Situation zugeschnitten werden. Wichtigster Parameter ist der Eigenverbrauchsanteil: Ideal ist es, wenn Produktionsoptimum der Fotovoltaik-Anlage mit einem hohen betrieblichen Strombedarf zusammenfällt.

Quelle: Der Bauer