Das Büro der Zukunft

Homeoffice, Büro, Coworking: wie sieht das Büro nach Corona aus?

Allmählich kehren Beschäftigte wieder ins Büro zurück. Doch die neue Arbeitswelt wird nicht mehr dieselbe sein wie vor der Pandemie. Firmen planen Räume ganz anders – und den Platz knapper.

Brauchen wir noch Büros?

Als mit dem Ausbruch der Corona-Krise Millionen Arbeitnehmer ins Homeoffice wechselten, betrachteten manche das Büro schon als Auslaufmodell. Doch der Abgesang war verfrüht. Wir brauchen die Büros als modernes Lagerfeuer – für den persönlichen Kontakt, für Karrieretipps und sonstigen Austausch.

Das Büro von morgen wird aber nicht mehr so sein wie vor der Pandemie. Viele Unternehmen passen gerade ihre Arbeitskonzepte den neuen Gewohnheiten ihrer Mitarbeiter an. Viele wollen bevorzugt „hybrid“ arbeiten – ein paar Tage im Büro, ein paar Tage im Homeoffice.

DZ Bank testet das Büro der Zukunft

Wie das Büro der Zukunft aussehen könnte, lässt sich zum Beispiel in der 28. Etage der DZ Bank nahe des Frankfurter Hauptbahnhofs besichtigen. Dort hat das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken eine Art Musteretage eingerichtet, die demonstrieren soll, wie das neue Arbeiten nach der Pandemie funktioniert. Persönliche Schreibtische sind hier nicht mehr vorgesehen. Wer ins Büro kommt, muss sich jeden Tag einen neuen Schreibtisch suchen – und diesen dann so hinterlassen, wie er ihn vorgefunden hat.

Das postpandemische Büro wirkt mit seinem gelbgrünen Sofa und den Wänden aus Naturholz wie ein Hotelzimmer. Es kann für Gruppenbesprechungen, als Lounge, als klassischer Schreibarbeitsplatz oder aber auch als Rückzugsort für einzelne Mitarbeiter genutzt werden. Eine feste Platzordnung gebe es künftig nicht mehr. Die Mitarbeiter, die ins Büro kommen, können sich an jedem freiem Platz ‚andocken‘ und sind sofort arbeitsfähig. Die Schreibtisch-Arbeitsplätze sind voll auf Videokonferenzen ausgerichtet. Eine bewegliche Kamera und Deckenmikrofone sollen den problemlosen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice sicherstellen. Beschäftigte können die Musteretage testen. Die Nachfrage nach einer Probewoche sei groß, heißt es von der DZ Bank.

Desk Sharing bei TUI

Einen ähnlich radikalen Weg geht die TUI. Der Reisekonzern hat auf dem neuen TUI-Campus in Hannover mehrere Gesellschaften zusammengelegt und die Büroflächen reduziert. Künftig steht nicht mehr für jeden Mitarbeiter ein Schreibtisch zur Verfügung. Für die 3000 Beschäftigten gibt es lediglich 1700 Plätze. „Desk Sharing“ wird zum Standard. Die Mitarbeiter, die im Büro präsent sind, teilen sich von Tag zu Tag die Schreibtische. Der jeweilige Platz lässt sich vorab buchen.

Die TUI fördert nicht nur das Homeoffice, sondern das mobile Arbeiten. Wer wolle, könne bis zu 30 Tage im Jahr weltweit von überall arbeiten. Wichtig sei eine Kultur des Vertrauens, in der Ergebnisse mehr zählten als Anwesenheit. Das Ziel sei eine digitalere und flexiblere Arbeitskultur.

Die Zukunft wird hybrid

Homeoffice funktioniert wirtschaftlich, wenn man Desk Sharing macht. Das sei ein kultureller Schritt. Künftig werde ein Mitarbeiter nicht mehr seinen, sondern einen Schreibtisch in Anspruch nehmen. Das private Einzelbüro mit festem Namensschild und aufgestellten Familienbildern gehöre der Vergangenheit an.

Coworking Spaces

“Coworking Spaces werden sich weiterentwickeln“, sagt Pierre-Paul Verelst (JLL, Beratung im Immobilienbereich). Von nun an werden sie versuchen, Mitarbeiter zu gewinnen und sich in den Vorstädten niederzulassen. Dies ist das Konzept des Satellitenbüros. Ein gutes Beispiel ist das zukünftige Coworking Center, das von Silversquare in Louvain-la-Neuve für Ende 2023 geplant ist. Dieser Betreiber hat ein im Bau befindliches Gebäude im Stadtteil Courbevoie reserviert. Fläche: 5.000 m².

Büro als Treffpunkt

Während das Büro für bestimmte Aufgaben (Besprechungen, Arbeitsverteilung usw.) immer nützlich sein wird und Homeoffice teilweise für andere Aufgaben (Schreiben, Nachdenken usw.) genutzt werden kann, wird es wahrscheinlich einen Bedarf an Zwischenorten geben: „dritte Orte“. Diese werden zwei Dinge miteinander in Einklang bringen. Einerseits das Anliegen der Arbeitnehmer, näher an ihrem Wohnort zu sein und zeitraubendes Pendeln zu vermeiden. Auf der anderen Seite ist es für die Unternehmen notwendig, professionelle Räumlichkeiten zu unterhalten, in denen sich Teams zu interessanten Kosten treffen können.

Weniger Büroflächen, weniger Kosten

Die neuen modernen Büros, die als Orte der Begegnung, Kollaboration und Kreativität gelten, haben auch einen finanziellen Nutzen für das Unternehmen: Durch die Zusammenführung der Standorte können die Unternehmen Kosten einsparen.

Dass Firmen auf diesem Weg die Kosten senken, ist inzwischen ein breiter Trend in der Wirtschaft.

Nach Angaben des Immobilienmaklers JLL wird die Bürofläche in Belgien in den kommenden Jahren voraussichtlich um durchschnittlich 20 % zurückgehen. In Brüssel wurden bereits noch drastischere Pläne bei Proximus, bei Total, bei der Föderalregierung, bei der Europäischen Kommission, usw. geschmiedet.

Also, morgen überall Co-Working Spaces?

In diesem Punkt gehen die Analysen jedoch auseinander. Einige sind der Meinung, dass Coworking im Jahr 2030 bis zu 30 % aller Büros ausmachen könnte. Für andere wird es wie bisher bei etwa 3 % liegen. Wir sehen uns in zehn Jahren…

Quellen:

  • „Work’n Roll. Wohin gehen die Büros?“, von Édouard Cambier, erschienen bei Title Books, 2021
  • tagesschau.de/wirtschaft